Zara Akgül und Aylin Beyer
Und wenn man wieder einmal so richtig genervt ist von der gesellschaftlichen Normierungswut, dann setzt man sich einfach einen roten Plastikeimer auf den Kopf und schaltet sich ab.
So taten es die Darsteller in der Inszenierung des Stücks „Komisch“ (Bernd Winter). Zahlreiche junge Schauspieler und Schauspielerinnen etikettierten sich selbst als „komisch“ und hielten gleichsam den sie umgebenden „Normalos“ den Spiegel vor. In einer losen Szenenfolge und traumartigen Sequenzen durften die Zuschauer spannenden Individuen begegnen wie dem Jungen, der sich für einen Deppen hält (herausragend: Bo Hoffman), dem außerordentlich ordentlichen Mädchen (Sophie Keller) und der so eindringlich gespielten Wolkenguckerin (Aylin Beyer). Was diese eint, ist der Hang zum Einzelgängertum, sie fühlen sich nicht zugehörig und irgendwie anders.
Den Gegenpol hierzu bilden die Gruppen von Jugendlichen und Erwachsenen, die in dieser Inszenierung von Felix Aktas so herrlich karikiert werden: da ist die verständnislose Lehrerin (Liessa Hoffmann), da sind die shoppenden und handysüchtigen (vermeintlich coolen) Teenager und schließlich das ins Megafon schreiende Muttitrio (Ceren Er/Leonie König/Anna-Lena Püllen), das die Kinder mit Schimpftiraden und Vorschlägen zur sinnvollen Freizeitgestaltung in Endlosschleife überzieht. Nicht zu vergessen, die alles kommentierenden Wissenschaftler (Nils Lux und Floris Gerstenberg) mit der Clownsnase.
Aylin Beyer, Nils Lux, Chahira El Sakakini und Victoria Silberg
Das Publikum wurde an diesem Abend im Pädagogischen Zentrum des LGD dazu eingeladen, kurz innezuhalten und darüber nachzudenken, was ist, wenn dir was wichtig ist, was anderen egal ist und wenn dir was egal ist, was anderen wichtig ist….
Die 20 Darstellerinnen und Darsteller aus den Klassen 5 und 6 brachten ein durchaus komisches, aber auch berührendes Plädoyer für Individualität auf die Bühne und brachten so manchen Mainstreamgast im Publikum augenzwinkernd zur Selbstreflektion.
Innovatives, mutiges Kindertheater; gespickt mit tollen Improvisationen, lustigen Regieeinfällen und sogar einer Schülerumfrage „Was Schüler am LGD eigentlich komisch finden“ (eine Antwort: dass Leute Stinkekäse essen). Die schlichte Bühne wird durch die große Treppenanlage und die Bushaltestelle zum Sinnbild für Rastlosigkeit und Zeitverschwendung und die raffinierte Lichtgestaltung und stimmigen Songs tun ihr übriges.
Und wenn nach einer Stunde der Junge, der sich für einen Deppen hält, ruft: „Beam me up, Scotty! There `s no intelligent Life down here“, hofft man sehr, dass die kleinen Menschen mit den roten Eimern auf dem Kopf uns bitte nie alleine lassen!