Am 13. November 2014 besuchten wir, der Pädagogik Leistungskurs von Frau Schiffer aus der Q1 des Leibniz-Gymnasiums und des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums, die städtische Tageseinrichtung für Kinder „Am Zauberwald“ in Hackenbroich.
Nachdem wir uns im Unterricht zuerst theoretisch mit der kognitiven Entwicklung von Kindern nach Jean Piaget befasst hatten, wollten wir nun in der Praxis nachforschen, ob Piagets Thesen über kindliche Denkweisen wirklich zutreffen.
Im Kindergarten untersuchten wir die Denkstrukturen der Kinder mit Hilfe von verschiedenen Experimenten, welche wir uns teilweise selbst ausgedachten und teilweise von Jean Piaget (1896-1980) übernahmen. Piaget hatte die Versuche schon zu seiner Zeit für Forschungen verwendet. Bei den spielerischen Experimenten ging es uns weniger darum, die richtige Antwort herauszufinden, als vielmehr in der Begründung der Kinder ihre kognitive Entwicklung – im Sinne Piagets – zu entdecken.
Im Wesentlichen wollten wir etwas über die egozentrische Sichtweise, den Animismus, den Finalismus, das Gefühl für Invarianz und Erhaltung, die Zentrierung und das sogenannte „magische Denken“ der Kinder herausfinden.
Nachdem alle die anfängliche Schüchternheit überwunden hatten, fingen wir aufgeteilt in Gruppen mit den verschiedenen „Versuchen“ an.
Beispiele für Experimente zur Invarianz
In welcher Reihe befinden sich mehr Duplosteine?
Die Frage, in welcher Reihe mehr Duplosteine liegen, beantworteten die älteren Kinder (6-7 Jahre) souverän richtig. In beiden Reihen liegen gleich viele, lediglich der Abstand der Steine in der unteren Reihe wurde vergrößert. Die jüngeren Kinder (2-5 Jahre) behaupteten, entsprechend unseren Erwartungen, dass in der längeren Reihe mehr Duplosteine liegen.
In welchem Glas befindet sich mehr Wasser?
Zwei Gläser von gleicher Größe wurden jeweils mit einer identischen Menge Wasser gefüllt. Zuerst fragten wir die Kinder, in welchem Glas mehr Wasser sei. Die Kinder antworteten allesamt richtig: „In beiden Gläsern ist gleich viel Wasser.“ Als wir vor den Augen der Kinder den Inhalt eines Glases in ein schmaleres, höheres Glas umschütteten, änderte sich für die Kinder auch die Menge der Flüssigkeit. In dem höheren Glas befinde sich nun mehr Wasser.
Beispiel für ein Experiment zum kindlichen Animismus
In einem anderen Fall fragten wir die Kinder, ob Gegenstände (z.B.: Auto, Haus, Mensch, Kerze etc.) lebendig seien oder nicht. Auch hier unterschieden sich die Antworten abhängig vom Alter der Kinder. Die jüngeren Kinder antworteten übereinstimmend mit „Nein, es lebt nicht, weil es nicht lächelt“ oder „Nein, es ist nicht lebendig, weil es nicht sprechen kann“.
Ältere Kinder bejahten öfter und fanden je nach Gegenstand individuellere Begründungen.
Im Endeffekt bestätigten die Zwei- bis Siebenjährigen in den meisten Fällen unsere Annahmen und damit die Ergebnisse von Piaget. Der große Unterschied zwischen den Altersgruppen war uns jedoch zuvor nicht klar. Abschließend kann man sagen, dass wir einen schönen, lehrreichen Tag mit den Kindern hatten.
An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal ganz herzlich bei den Erzieherinnen und Kindern des Kindergartens „Am Zauberwald“, die uns diesen Tag ermöglicht haben.
Alicia Röthig, Q1